Montag, 25. Oktober 2010

Bettler & Bücher

Samstag, 11.00 Uhr, Madrid: In der Wandnische eines Geschäftshauses sitzt ein Bettler, in der einen Hand hält er einen Becher, in den vereinzelt Münzen geworfen werden, in der anderen hält er ein Buch, einem Hardcover mit grünem Einband, in dem er offenbar konzentriert liest. Samstag, 17.00 Uhr, Madrid: Der selbe Bettler sitzt am selben Ort und beginnt gerade in einem anderen Buch zu lesen, einem dicken Paperback diesmal. Er wirkt wie in einer anderen Welt, vermutlich liest er in einem Roman, der ihn von seinem Elend ablenkt, von dem lärmenden Verkehr, den Touristen und anderen Passanten.

Vor einiger Zeit wurde einmal in einem Nachrichtenmagazin folgende Szene beschrieben: Die Schickeria von Moskau feiert in einem Palast ein rauschendes Fest wie zu Zeiten des Zaren, man ist übersättigt, steinreich, skrupellos und brilliert nicht durch besonderen Intellekt; draußen im verschneiten Park kauert ein Obdachloser auf einer Parkbank - und liest Tolstoi. Ich konnte mir das gut vorstellen, denn Geld haben bedeutet ja unglücklicherweise nicht auch Bildung besitzen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, am vergangenen Wochenende, also Jahre später, die selbe Situation vor Augen geführt zu bekommen.

Ich war tief beeindruckt von dem lesenden Bettler in Madrid. Ich hätte ihn gerne angesprochen, aber da ich kein Spanisch spreche, konnte ich nicht sehr viel mehr tun, als seinen Becher irgendwie zu füllen. Doch frage ich mich seit dieser Begegnung, welches Schicksal diesen Mann in sein Elend getrieben haben mag. Vielleicht hat er noch Hoffnung auf ein besseres Leben, die Bücher sind möglicherweise das Sinnbild dafür. Dieser Leser hat mich tief berührt. Ich werde ihn nie vergessen und hoffe aus ganzem Herzen, dass er irgendwann in seinem Leben wieder einen anderen Platz finden wird, wo er seiner Passion nachgehen kann.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Ich liebe Bücher

Klar, ich schreibe auch Bücher. Aber ich mag die Dinger in der Hand halten, das Papier zwischen meinen Fingern fühlen. Das ist einer der Gründe, warum ich so ungern in Bibliotheken recherchiere. Viel lieber bestelle ich mir antiquarische Basisliteratur bei zvab.de, streichle über alte Cover und rieche den leichten Moder, der von den betagten Exemplaren ausgeht. Wenn ich mehr von alten Büchern verstehen würde, könnte das Sammeln von wertvollen Antiquaria durchaus zu meinem Hobby werden, aber dafür fehlen mir der Verstand, das Geld und der Platz.
Das an sich ist natürlich kein Grund für einen Blog-Eintrag. Ich überlege mir vielmehr gerade einen Ersatz für "echte" Bücher. Morgen und übermorgen werde ich für jeweils drei Stunden in einem Flugzeug sitzen, rechne ich die Wartezeit beim Check-in dazu, werde ich vier Stunden pro Tag irgendwo rumsitzen und lesen - oder auch nicht. Die Frage ist nämlich, was nimmt eine Schnell-Leserin auf einen drei Stunden Flug mit? Einen Sack voll Bücher? Soll ich auf Kleidung und Schuhe verzichten und nur Bücher in den Koffer tun? Ich habe als Jury-Mitglied des DeLiA-Wettebwerbs ja derzeit viel Auswahl, aber da ist dann halt auch manches dabei, was mir nicht gefällt, merke ich aber erst beim Lesen, also in der Luft. Und wie ist es dann mit dem Handgepäck?
Die Alternative wäre in jedem Fall wahrscheinlich ein e-book. Habe ich nicht. Extra anschaffen? Nein, dafür fliege ich zu selten in der Weltgeschichte herum. Und, wie gesagt, ich liebe es, Bücher anzufassen. was bleibt mir also, wenn ich nicht mit Übergepäck reisen will? Ich könnte so genannte Apps auf mein i-phone laden und mir während des Fluges Hörbücher reinziehen. Das sind zwar keine DeLiA-Beiträge, aber ich könnte unter sehr schönen Romanen und spannenden Krimis wählen. Ja, ich glaube, das ist eine Idee: Stöpsel ins Ohr und die Welt ausklinken, tut auf jeden Fall meinen (kurzsichtigen) Augen gut.

Freitag, 15. Oktober 2010

PS zum Kleidungsstil

Es soll übrigens Autorinnen geben, die vollkommen im Hier und Jetzt ihrer historischen Romane leben, das heißt: die werten Kolleginnen tragen gerne alte Kostüme. Das ist nicht so wirklich mein Ding, obwohl ich mir die richtige Garderobe durchaus als kreatives Vehikel vorstellen kann. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass man im Reifrock nicht so bequem am Computertisch sitzt. Ich arbeite übrigens wahnsinnig gerne im Bademantel. Das ist bequem, modisch neutral und irgendwie heimelig. Mir ist der Bademantel lieber als irgendein Schlabbergewand, das wahrscheinlich den selben Zweck erfüllt. Da ich aber einen Hund habe und deshalb mehrmals am Tag meine Wohnung verlassen muss, findet man mich zuweilen auch ordentlich angezogen am Schreibtisch ;-)

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Image oder Schönheitspflege?

In so ziemlich jedem Beruf gibt es eine Kleiderordnung, es gibt Imageberater und/oder ein Heer von kreativen Köpfen, die eine Person so stylen, dass deren Erfolgsrezept irgendwie auf den ersten Blick erkennbar ist. Nur Schriftstellerinnen werden nicht so gecoached - oder jedenfalls kenne ich niemanden, der mir sagen könnte, wie frau heutzutage als Autorin auszusehen und aufzutreten hat. Schillernd wie die amerikanischen Bestseller-Autorinnen? Nora Roberts und Danielle Steel sind da absolut glamouröse Beispiele. Möglicherweise auch cool in einer weiblichen Version von Frank Schätzing? Oder im ewigen schwarzen Rolli als Enkeltochter von Simone de Beauvoir? Ich gehöre übrigens zur letzten Kategorie. Und auch wenn ich wie ein unverbesserlich altmodisches Überbleibsel aus den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts aussehe, ich liebe schwarze Rollkragenpullover. Allerdings wäre ich auch gerne bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen, wenn sich eine Typberaterin bei mir meldet. Kleiner Hinweis am Rande: In meinem Kleiderschrank ist schwarz schon sehr dominant - und ich habe keine große Lust, daran etwas zu ändern, denn jeder Versuch, Farbe ins Dunkel zu bringen, misslang bisher.. Nicht, dass ich irgendeiner Gotik-Bewegung angehören würde - ich halte es eher mit Coco Chanel und einer gewissen Vorliebe für's "kleine Schwarze". Und das ist übrigens ein Traum von mir: Einmal mit meiner Schreiberei so viel Geld zu verdienen, dass ich mir ein Kleid von Chanel leisten kann. Aber wäre das nicht eigentlich zu schick für eine Schriftstellerin? Stellt man sich unter dieser Berufsgruppe - zumindest in Deutschland - nicht eher eine weniger extravagante Frau vor? Übrigens bin ich auch ein Schuhfreak und werde deshalb die Pumps kaufen, die ich gestern gesehen habe. Schwarz, natürlich.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Postskriptum zur Buchmesse

Da ich gefragt wurde, ob es für einen Autor nicht zwingend notwendig sei, zur Buchmesse zu fahren, poste ich hier mal - sozusagen für alle - die Antwort: Nein, es ist nicht grundsätzlich notwendig, in Frankfurt oder auch Leipzig als Person präsent zu sein. Im Grunde ist es für einen Schriftsteller nur dann sinnvoll, die Messen zu besuchen, wenn man im Vorfeld Termine vereinbart hat oder einen anderen wichtigen Grund hat, in den Hallen aufzulaufen. Im vergangenen Jahr war das für mich eine Party zum 10jährigen Bestehen meiner Agentur "scripts for sale". Andere (berühmtere) Kollegen werden von ihren Verlagen um Anwesenheit gebeten, um Interviews zu geben oder zur Kontaktpflege. Wer meint, als unbekannter Autor auf die Buchmesse marschieren und dort Verlagsverträge einheimsen zu können, irrt in der Regel. Denn die wirklich wichtigen Verlags-Menschen sind derart beschäftigt, dass sie kaum Zeit für jemanden haben, den sie nicht kennen und mit dem sie keinen Termin vereinbart haben. Man könnte also eine böse, weil unerfreuliche, Überraschung erleben, wenn man sich nicht ausreichend vorbereitet hat.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Frankfurter Buchmesse

Heute beginnt in Frankfurt die Buchmesse - und ich gebe zu, mich beschleicht eine gewissen Wehmut, wenn ich an die vielen Kollegen und Freunde denke, die sich in den nächsten Tagen in den Messehallen treffen werden. Denn ich bin in diesem Jahr nicht dabei. Andererseits bleibe ich auch gerne an meinem Schreibtisch, denn die Messe ist meines Erachtens inzwischen nur noch ein hektischer Strudel, der einem kaum Luft zum Atmen lässt. Mit Ausnahme privater Treffs fand ich im vergangenen Jahr eigentlich nur den Besuch bei meiner Agentin im Agenten-Zentrum angenehm, da atmete ich Professionalität und diese ganz besondere Luft, die das Buchgeschäft ausmacht. In den Hallen ist das leider nicht mehr ganz so. Übrigens war das früher nicht viel anders: In der "Hüterin  des Evangeliums" beschreibe ich ja die Buchhändlermesse zu Frankfurt am Main anno 1555 - und die Duplizität zu heute hat mich beim Schreiben selbst überrascht (und meinen Lektor bei der Lektüre köstlich amüsiert). Alles ist und war Stress pur und das eigentliche Geschäft wird im kleinen Kreis abgewickelt, das Feiern gehörte aber damals wie heute ganz entscheidend dazu und der Kollegenaustausch auch. Wie gesagt, das vermisse ich. Die Alternative dazu sind Mailinglisten, die meine Kollegen und mich in Autorenkreisen und Foren verbinden... aber da verabreden sich gerade wieder alle in Frankfurt. Hätte ich vielleicht doch hinfahren sollen? Also, ich nehme mal das nächste Jahr ins Visier.